34. Jahrgang · 8,50 €HHK Ausgabe 3/2018ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de StreitkräftebasisLogistikkommandoder BundeswehrBundeswehrBMVg – AbteilungStrategie und EinsatzEurocorps – multinational und einsatzbereitHeerAusbildungszentrumInfanterieDer Nah- und Nächstbereichsschutz der ZukunftNATO-EU-VNSchwerpunktDynamit Nobel „the tank is back“SchwerpunktFür ein starkes europa3EditorialHHK 3/2018Für ein starkes europadie neue Fokussierung zur Landes- und Bündnisverteidi-gung hat durchaus weitreichende Veränderungen für die Bundesrepublik und die nato sowie eu. Die nato hat ihre kommandostruktur im Bereich saCeur durch die aufstellung zweier neuer kommandos auf der operativen ebene er- weitert. Die neue kommandostruktur sieht den aufbau von zwei planungs- und Führungskommandos vor. ein komman-do wird das Joint support and enabling Command (JseC) sein und wird künftig multinationale truppenverlegungen in europa im Verantwortungsbereich saCeur führen. Das zweite kommando soll künftig Marineeinsätze der nato im atlantik steuern.Deutschland wird nach Beauftragung durch die nato die Verantwortung für den aufbau und Betrieb des JseC als rahmennation übernehmen, wobei geplant ist, die auf- stellung in enger abstimmung mit der nato in mehreren teilschritten durchzuführen. Die ansiedlung des JseC in ulm folgt der zunehmenden Multinationalisierung, letztlich auch unter dem aspekt der dringenden stärkung der nationalen/multinationalen Fähigkeiten zur Landes- und Bündnisvertei-digung. Das Mn kommando operative Führung der Bundes-wehr verfügt bereits über die Fähigkeit, auf der operativen ebene zu führen, und nimmt damit schon jetzt zertifiziert sowohl nato- als auch eu-aufgaben wahr. Die streitkräfte- basis wird deswegen den auftrag zum aufbau des JseC unter rückgriff auf das ulmer kommando erfüllen. Das nachgeordnete Logistikkommando wird bei steigender Be-deutung zum wichtigen Drehpunkt im Logistiksystem der Bundewehr. auch die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und Wirtschaft erlangt eine viel größere Dimension bei der aufgabenbewältigung (siehe zum thema das interview mit dem kdr LogkdoBw, Generalmajor Volker thomas, ab der seite 56 ff). Den dazu einleitenden rahmen gibt der Gast- beitrag vom inspekteur der streitkräftebasis, Generalleutnant Martin r. schelleis auf den seiten 6 und 7.einhellig ist in diesem Zusammenhang die Meinung zu hören, dass die Logistik nur dann funktionsfähig ist und bei steigen-den aufgaben bleibt, wenn die politik die weltpolitischen entwicklungen nicht nur erkennt, sondern daraus die wirklich dringenden und notwendigen konsequenzen für die Bun-deswehr im rahmen einer Fähigkeit zur Landes- und Bünd-nisverteidigung zieht und zwar insbesondere für den Be-reich Logistik, was die nicht genügende und unzureichende Materialausstattung betrifft. Die für den transport von aus-rüstung und Material zuständige Logistik hat eben nicht in Quantität und Qualität die erforderliche Menge an Fahr- zeugen zum straßentransport und im Gelände.neben dem thema Logistik haben wir – wie gewohnt - noch weitere Beiträge, die von interesse für sie sein werden.Sehr geehrte Leserinnen und Leser,ich empfehle das interview mit Generalleutnant Dieter Warnecke, abteilungsleiter stra- tegie und einsatz, in dem er zum internationalen krisenma-nagement und zur Landes- und Bündnisverteidigung stellung nimmt (seite 10ff).Des Weiteren empfehle ich das editorial von Brigadegeneral Johann Berger zur entwicklung der deutsch-amerikanischen Beziehungen in Verbindung mit einem Beitrag zum 25jährigen Jubiläum des George C. Marshall Centers (seite 26ff). eine nachlese zu den beiden Messen iLa Berlin und eurosatory gibt weitere informationen zur ausrüstung von streitkräften und stellt neuentwicklun-gen vor.Die Führungsakademie der Bundeswehr beschreitet neue Wege zu künftigen aufgabenfeldern im sinne von militärischer Beratung als einen teil gesamtstaatlicher strategiebildung und entwickelt sich darüber weiter zu einer Denkfabrik.in den rubriken der anderen teilstreitkräfte finden sie aktuelle und hoch interessante Beiträge im kontext zur Ge-samtsituation der Bundeswehr.insgesamt betrachtet wiederum eine ausgabe mit einem breiten angebot an interessanten Beiträgen und interviews. nehmen sie sich bitte die Zeit zur information.Die Welt ist insgesamt unruhiger geworden, das säbelrasseln einiger staaten bzw. der staatenlenker ist immer deutlicher zu vernehmen.ich wünsche ihnen, liebe Leserinnen und Leser, spaß beim Lesen dieser ausgabe.unser Blick bleibt nach vorne gerichtet.Mit freundlichen Grüßen von der HardthöheihrJürgen k.G. rosenthalVerlagshaus BonnRedaktion, Ansprechstelle und Anzeigenleitung:Karin HelmerathBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: anzeigenleitung@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deBüro Berlin:Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deImpressumHardthöhenkurierDas Magazin für Soldaten und Wehrtechnik34. Jahrgang – Nr. 3/2018, ISSN 0933-3355Herausgeber:K&K Medienverlag-Hardthöhe GmbH Kartäuserstraße 38 · 53332 BornheimOffizieller Partner:Verleger und Geschäftsführer:Klaus KarteuschTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38E-Mail: karteusch@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dePostanschrift: Borsigallee 12 · 53125 Bonn Chefredakteur und Chef vom Dienst:Jürgen K.G. RosenthalTelefon: +49 (0) 2226 / 80 94 80Telefax: +49 (0) 2226 / 88 30 879Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: rosenthal@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deInhalt 4Der Nah- undNächstbereichsschutz der Zukunft© MBDA Deutschland GmbHHHK 3/2018editorial ...................................................................seite 3GasteditorialMartin r. schelleis Generalleutnant und inspekteur der streitkräftebasis ............................seite 6Johann Berger, Brigadegeneral a. D. und stellvertretender, deutscher Direktor des George C. Marshall european Centers ...........seite 8Bundeswehrinterview mit Generalleutnant Dieter Warnecke, abteilungsleiter strategie und einsatz im Bundesministerium der Verteidigung .....................................................seite 10Die Führungsakademie der Bundeswehr – auf dem Weg zu zukünftigen aufgabenfeldern ..............................seite 16NATO-EU-VNDas eurocorps: Multinational – einsatzbereit – Zukunftsfähig .............................seite 20neues kommando der nato – Joint support and enabling Command ..............seite 2525 Jahre George C. Marshall european Center .....................................................................seite 26SchwerpunktILA Nachlese – kurznachrichten ..................................................seite 28– Gründung Joint Venture tLVs ...........................seite 32– schlussbilanz .......................................................seite 36Eurosatory Nachbericht – eurosatory paris 2018 – nachlese .......................seite 38– interview mit Michael Humbek, Geschäftsführer Dynamit nobel Defence GmbH ....................................................seite 44– interview mit alexander Vogt, Leiter Vertrieb und Marketing GBaD, MBDa Deutschland GmbH .....................seite 46– ruaG auf der eurosatory 2018 ..........................seite 50– Munition ist nicht gleich Munition ....................seite 53Streitkräftebasisinterview mit Generalmajor Volker thomas, kommandeur Logistikkommando der Bundeswehr .............................................................seite 56Wirtschaft und Logistikkommando gemeinsam zukunftsorientiert ....................................seite 63Heerstetten am kalten Markt – der größte Bundes- wehrstandort im südwesten Deutschlands ..........seite 66interview mit Brigadegeneral andreas Hannemann, kommandeur ausbildungszentrum infanterie und General der infanterie ....................................seite 69 personalbindung im Heer – „nutze Deine Möglichkeiten!“ ..........................seite 73Weiterentwicklung der artillerietruppe ...............seite 76Die übung FeLDBerG 18 – einsatzvorbereitung der Deutsch-Französischen Brigade für Mali ........seite 80LuftwaffeDie taktischen Luftwaffengeschwader ...............seite 84Lufttransport 2.0 – aufbruch in neue Fähigkeitsdimensionen mit der a400M ................seite 8834. Jahrgang · 8,50 `HHK Ausgabe 3/2018ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de StreitkräftebasisLogistikkommandoder BundeswehrBundeswehrBMVg – AbteilungStrategie und EinsatzEurocorps – multinational und einsatzbereitHeerAusbildungszentrumInfanterieDer Nah- und Nächstbereichsschutz der ZukunftNATO-EU-VNSchwerpunktDynamit Nobel „the tank is back“SchwerpunktFÜR EIN STARKES EUROPAVervielfältigungen oder elektronische Übertragungen nur mit Genehmigung des Herausgebers.HHK 3/2018Redakteur Sonderthemen/ Buchrezensionen:Friedrich-Karl JeschonnekBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 176 / 20492392E-Mail: F-Jeschonnek@t-online.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deRedakteur Streitkräfte und Wehrtechnik:Burghardt LindhorstTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: lindhorst@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.de Redakteur Wehrtechnik und Automotive:Karl-Hans KuhlTelefon: +49 (0) 2633 / 47 00 29Telefax: +49 (0) 2633 / 47 00 85Mobil: +49 (0) 171 / 87 94 009E-Mail: kuhl@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deLayout und Hardthöhenkurier-Online:Veronika Christine PleschkaMonheimstraße 13 · 53229 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 97 63 195E-Mail: produktion@hardthoehenkurier.de Lektorat:Verena Rosenthal Druck:Rautenberg Media & Print Verlag KGKasinostraße 28-30, 53840 TroisdorfLeiter Marketing & Anzeigenberatung:Peter ViereckTel: +49 (0) 2247 / 92 17 041Fax: +49 (0) 2247 / 92 17 043Mobil: +49 (0) 172 / 20 98 055E-Mail: viereck@hardthoehenkurier.deMarketing / Anzeigenberatung:Thomas Liebe, M.A.Borsigallee 12 / D-53125 BonnTel.: +49 (0) 228 / 25 900 350Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42Mobil: +49 (0) 176 / 24 13 0229E-Mail: t.liebe@hardthoehenkurier.de5HHK 3/2018 InhaltInserentenverzeichnis:airbus s.a.s. ........................................................seite u4Boeing .................................................................seite 37BwFuhrparkservice GmbH ..................................seite u3BWi GmbH ..........................................................seite 29Deutscher BundeswehrVerband e.V. ................seite 19DeutsCHe GeseLLsCHaFt Für WeHrteCHnik e.V. (DWt) ................................seite 27Diehl Defence GmbH & Co. kG ..........................seite 49Drehtainer GmbH ...............................................seite 109Dynamit nobel GmbH .........................................seite 71esri Deutschland GmbH ......................................seite 15eurofighter Jagdflugzeug GmbH .......................seite 87eurospike GmbH ................................................seite 54/55German naval Yards kiel GmbH .......................seite 95HensoLDt Holding Germany GmbH ................seite 39kärcher Futuretech GmbH .................................seite 47Liebherr-aerospace Lindenberg GmbH ............seite 35Lufthansa technik aG ........................................seite 31MBDa Deutschland GmbH .................................seite titelnational air Cargo (Deutschland) GmbH .........seite 59rockwell Collins Deutschland GmbH ................seite 41ruaG Defence Deutschland GmbH ..................seite 43saab Group .........................................................seite u2 secunet security networks aG ...........................seite 23sun test systems B.V. .........................................seite 91systerra computer GmbH ...................................seite 33szenaris GmbH ....................................................seite 107HHK 3/2018MarineVielfalt ist unsere stärke – Die einsatzflottille 1 am puls der Zeit ..........................seite 92parlamentarischer abend der Marine: „seemannsgarn und politikersprech“ ...................seite 97Sanitätsdienstserie: Dein sanitätsdienst der Bundeswehr ............................................................seite 98Newspersonal ...................................................................seite 101aFCea koblenz ......................................................seite 10220 Jahre internationales radar symposium irs ........................................................seite 104szenaris – Cyber-sicherheit: Herausforderungen der Digitalisierung mit e-Learning begegnen ......................................seite 1056. iBM treff.rheinaue: „Demokratisierung künstlicher intelligenz“ .........................................seite 106WehrtechnikDeutsch-französisches projekt FCas ......................seite 108Zum stand der Gefechtsstände des mobilen Führungssystems der Luftwaffe .................................................................seite 110Lachen Helfen„Lachen Helfen“ – damit Frieden Zukunft hat .............................................................seite 112Serviceautomotive .............................................................seite 114Bücher .....................................................................seite 120themenvorschau ausgabe 4/2018 .........................seite 122 GasteditorialGastbeitrag6Die streitkräftebasis ist der zentrale unter- stützer und „enabler“ der Bundeswehr. sie steht für eine effektive und effiziente Wahrnehmung der querschnittlichen streitkräfte- und Bundeswehraufgaben, der nationalen territorialen aufgaben und der sicherstellung des Grundbe-triebs der streitkräfte.Die streitkräftebasis hat ihre aufgaben, kompetenzen und Verantwortlichkeiten in Fähigkeitskommandos gebündelt, agiert in fähigkeitsorientierten Wirkver-bünden auch aus Deutschland heraus, zum Beispiel zur strategischen Verle-gung deutscher kräftebeiträge, unter-stützt im schwerpunkt mit Führungs-, Logistik-, spezialpionier-, aBC-abwehr-, Feldjäger- und CiMiC-kräften und stellt damit schlüsselfähigkeiten für eine er-folgreiche operationsführung der Bun-deswehr bereit.Damit trägt die streitkräftebasis ent-scheidend zu einsatz, einsatzgleichen Verpflichtungen, ausbildung und übun-gen der anderen militärischen organi-sationsbereiche bei und ermöglicht es den Leistungsempfängern, sich auf ihre kernaufgaben zu konzentrieren.Bisher bestimmten die ausrichtung auf die wahrscheinlicheren einsätze (sta-bilisierungsoperationen außerhalb des Bündnisgebietes) und die aufgaben im Grundbetrieb die Fähigkeiten und struk-turen der Bundeswehr. Die nunmehr gleichrangigen aufgaben der Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV), des internationalen krisenmanagements so- wie des Heimatschutzes erfordern einen qualitativen und quantitativen Fähig-keitsaufwuchs in der Bundeswehr im all- gemeinen, aber vor allem auch in unter-stützung und Logistik im speziellen.insbesondere die mobilen Logistiktruppen und die ortsfesten Logistikeinrichtun-gen sind in den beiden zurückliegenden Jahrzehnten in ihrem umfang und ihrer Leistungsfähigkeit deutlich reduziert wor- den. Für stabilisierungseinsätze sicher-lich noch ausreichend befähigt, für die immensen anforderungen im rahmen LV/BV jedoch nur sehr eingeschränkt. Deshalb strebt die streitkräftebasis einen raschen aufwuchs insbesondere in diesen Bereichen an.Zu berücksichtigen ist dabei, dass die geforderten unterstützungsleistungen und reaktionszeiten im szenario LV/BV vor allem aus aktiven strukturen heraus erbracht werden müssen, denn gerade in den ersten 30 bis 180 tagen einer auseinandersetzung sind sofort verfüg-bare logistische Leistungen unverzicht-bar. anzunehmen, dass ein aufwuchs von logistischen kapazitäten innerhalb sehr kurzer Fristen stattfindenden kann, wäre unrealistisch.Mit augenmaß wurde in diesem kon-text die künftige einsatzstruktur ent-wickelt, die die heutige stationierung und Leistungsfähigkeit ebenso berück-sichtigt wie die für LV/BV notwendigen unterstützungsleistungen.Mittelfristige Bewährungsprobe auch für die Logistik der skB ist dabei das Ziel der Bundeswehr, im Jahr 2023 eine vollständig modernisierte Brigade ein-schließlich aller zu deren unterstützung erforderlichen Fähigkeiten für die dann zu stellende Very High readiness Joint task Force (VJtF) der nato bereitzu-stellen, die vom Großgerät bis zur per-sönlichen ausrüstung ausschließlich mit eigenem Material ausgestattet ist.Mit Hilfe der trendwende personal hat die streitkräftebasis in einem ersten schritt die drängendsten Lücken in der Logistik (vorrangig bei den umschlag-kräften) schließen können. Die trend-wende Material wird dazu führen, erkannte Lücken nachhaltig und zu-kunftssicher abzubauen.Dringender Handlungsbedarf verbleibt bei der materiellen ausstattung: Ge-schützter (schwerlast-) transportraum, umschlagmittel, unterbringung im ein-satz und instandsetzungskapazitäten. all diese Fähigkeiten werden benötigt, um die Leistung auf das Gefechtsfeld zu bringen und dort auch durchhalten zu können.Bisher litt die streitkräftebasis unter einem wesentlichen nachteil im Vergleich zu den anderen organisationsbereichen: sie ver- folgte keine plakativen Großprojekte, derer die aufmerksamkeit der Öffent-lichkeit gewiss ist. Vielmehr ist die pro-jektstruktur der streitkräftebasis von hoher Querschnittlichkeit und einer Viel- zahl vergleichsweise kleiner Vorha-ben geprägt. so umfasst die Bedarfs-erhebung der streitkräftebasis für die Die Logistik in der Streitkräftebasis auf gutem Wege - Landes- und Bündnisverteidigung rücken in den FokusDie Unterbringung im Einsatz ist ein gutes Beispiel für die erfolgreiche Kooperation von Bundeswehr und Wirtschaft.HHK 3/2018Gasteditorial7GastbeitragVJtF 2023 zu fast drei Vierteln aus pro-jekten mit einem jeweiligen investitions- volumen von unter 100.000 euro.Vielfach wurden systemzusammenhänge bei der Beschaffung zu Lasten der streit-kräftebasis lange vernachlässigt: so muss etwa der aufwuchs bei den kampf- und schützenpanzern (in Zuständigkeit Heer) künftig zwingend einhergehen mit einer entsprechenden anpassung der system-peripherie, zum Beispiel bei der Fahr-schulorganisation, bei simulatoren so-wie Berge- und transportfahrzeugen (in Zuständigkeit skB).Doch die sichtbarkeit der streitkräfte-basis wächst. aufgrund seiner zentralen geografischen Lage ist Deutschland po-tentielles auf- und Durchmarschgebiet für alliierte Verstärkungskräfte und hat damit eine strategische schlüsselstellung in der Mitte europas. Die zu beobach-tende Zunahme von übungen alliierter und befreundeter streitkräfte in europa markiert die künftige rolle Deutsch-lands als Host nation und „Drehscheibe“ bei Verlegungen alliierter kräfte. Die streitkräftebasis koordiniert dabei alle Leistungen für alliierte und partner im rahmen des Host nation support (Hns). Damit verbunden ist ein erheblicher aufwand, so umfasst eine vollständige VJtF ca. 11.000 soldaten, 4.000 Fahr- zeuge sowie 9.000 standardcontainer.Die streitkräftebasis leistet diese unter- stützung bisher, ohne dafür explizit kräfte vorhalten zu können. umso wichtiger ist es deshalb, die mobilen Logistikkräfte hinreichend auszustatten und auch zuver- lässig verfügbare Leistungen der Wirt-schaft („gesicherter rückgriff“) einzube- ziehen. Die intensivierung der koopera- tion mit der Wirtschaft ist daher eines unserer wichtigsten anliegen, dem durch bereits etablierte und langfristig be-währte Formate wie zum Beispiel „skB und Wirtschaft“ zum regelmäßigen und strukturierten austausch mit Vertretern der Wirtschaft rechnung getragen wird.ein gutes Beispiel für die erfolgreiche kooperation ist der rahmenvertrag „unterbringung im einsatz“. Dieser realisiert die Bereitstellung und den Be-trieb eines Feldlagers als „Full service provider - Lösung“ durch die Wirtschaft. Hierbei können bis zu zwei vollständige Feldlager mit insgesamt bis zu 2.000 plätzen kurzfristig abgerufen werden. Die Leistungen des Vertrages sind modu- lar aufgebaut und bei Bedarf können auch einzelkomponenten abgerufen werden. Dies entlastet insbesondere die solda-tinnen und soldaten des in Husum be- heimateten spezialpionierregiments 164 (spezpirgt 164), die spezialisten für den Feldlagerbau. Durch den rahmenvertrag können die kräfte des spezpirgt 164 wieder früher aus ihren Verpflichtungen im einsatzgebiet entbunden werden, sie stehen somit schneller für weitere aufträge zur Verfügung. in einzelfällen kann auf diese Weise sogar ganz auf die abstellung der spezialpioniere ver- zichtet werden.nicht zuletzt ist die streitkräftebasis auch schrittmacher der weiteren aus-gestaltung eines multinationalisierten Wirkverbundes unterstützender Fähig-keiten in und für europa. so bringt sie sich in das rahmennationenkonzept (Framework nations Concept) der nato intensiv ein und verantwortet dort unter anderem das Fähigkeitsfeld Logistik. im rahmen der ständigen strukturierten Zusammenarbeit der eu (pesCo) treibt die streitkräftebasis das projekt „net-work of Logistic Hubs in europe and support to operations“ voran. Darüber hinaus stellt die streitkräftebasis mit dem Multinationalen kommando ope-rative Führung in ulm die bestens ge-eignete Dienststelle für den aufbau des neuen nato-kommandos (JseC, Joint support and enabling Command) mit den kernaufgaben schutz, Logistik, mili- tärische Mobilität und weiterer unter-stützenden aufgaben.Damit entwickelt sich die streitkräftebasis zu einem multinationalen und streit-kräftegemeinsamen unterstützungsbe-reich – einem „Combined Joint support and enabling service“. Führungs-, koor- dinierungs- und unterstützungsaufgaben werden zentral und multinational abge-bildet. aufgabenfelder und Fähigkeiten, die bisher als „insellösung“ nebeneinan-derstanden, werden in einem gemeinsa-men und zentralen Bereich zusammen-geführt sowie anknüpfungspunkte für multinationale partner bereitgestellt.Die streitkräftebasis hat sich den neuen Herausforderungen gestellt, Lösungsan- sätze entwickelt und die umsetzung begonnen. ihre strukturen werden im Hinblick auf Durchhaltefähigkeit und Flexibilität weiterentwickelt, koopera- tionspartner aus der Wirtschaft in einem realistischen umfang eingebun-den und die multinationale ausrichtung weiter vorangetrieben, um auch in der Zukunft als zentraler unterstützer und „enabler“ der Bundeswehr und ihrer partner effektiv Leistungen bereitstellen zu können.Martin r. schelleisGeneralleutnant undinspekteur der streitkräftebasisAbbildungen © SKBHHK 3/2018Beladen eines LKW mit dem Feldumschlaggerät Manitou.Logistik der Bundeswehr in Aktion bei der Übung Thunder Storm in Litauen.GasteditorialGastbeitrag8klimawandel ist ein Wort in aller Munde, welches zu unbehagen und Ängsten führt. Jeder hat das Bild von überflutun-gen, zerstörter infrastruktur und Chaos vor augen. Doch das Wort klimawandel wird nicht nur unter aspekten von natur- katastrophen genutzt, sondern auch im Bereich der außen- und sicherheits-politik, insbesondere wenn es aktuell um das transatlantische Verhältnis und die deutsch-amerikanische kooperation geht. unbehagen und sorgen sind auch in diesem Fall bestimmende Faktoren in unserer Gefühlswelt.als deutscher, stellvertretender Direktor unseres Marshall Centers ist es mir daher ein besonderes anliegen, die bewährte transatlantische Zusammenarbeit an-hand unserer gemeinsamen einrichtung zu betrachten.Der Zeitpunkt könnte nicht besser passen, denn gerade vor einigen Wochen haben wir das 25-jährige Bestehen unseres George C. Marshall european Centers for security studies gefeiert, wir warten gespannt auf die ergebnisse des im Juli stattfindenden nato-Gipfeltreffens und wir müssen de facto zur kenntnis neh-men, dass im derzeitigen strategischen umfeld die transatlantische Zusammen-arbeit aktuell nicht unbedingt einfacher geworden ist.„panta rhei“ – alles fließt –, das ist ge-rade aktuell im politischen, globalen Geschehen um die Bereiche sicherheit und stabilität besonders sichtbar. aber dies gilt auch im kleinen und so haben sich auch Funktion, tätigkeit und aus-richtung des Marshall Centers verändert und weiterentwickelt. einer unserer neuen Bausteine ist, gemeinsam mit der Münchner sicherheitskonferenz, der aufbau eines experten- und praktiker-teams, der sogenannten Loisach Group, um besser ausloten zu können, wo und wie wir gemeinsame, deutsch-amerika-nische interessen im Bereich der sicher-heitspolitik auch unter schwierigeren, veränderten rahmenbedingungen iden-tifizieren und verbessern können. unser anliegen und Bemühen ist es, mit dieser plattform den gerade jetzt sehr wichti-gen bilateralen strategischen Dialog zu unterstützen.nicht verändert aber hat sich aus meiner tiefen, persönlichen überzeugung die George C. Marshall Center - transatlantisches Haus in stürmischen Zeitensehr geehrte Leserinnen und Leser,© JRosenthalBrigGen a.D. Johann Berger, stellvertretender Direktor GCMC.HHK 3/2018Gasteditorial9Gastbeitraggrundsätzliche deutsch-amerikanische Freundschaft, insbesondere an unserer bi-nationalen einrichtung. Mögen poli- tische unterschiedliche auffassungen unserer regierungen und die Verän- derungen der sicherheitspolitischen rahmenbedingungen auch aktuell große Herausforderungen mit sich bringen, so ist und bleibt unsere seit 25 Jahren geleistete und weiter zu leistende arbeit ein fester, unverrück-barer Baustein, mit dem beide nationen zusammen, mit einer übereinstimmen-den idee und auf der Basis gemein- samer, demokratischer Werte einen kleinen anteil dazu beitragen wollen, die Welt ein bisschen sicherer, mensch-licher und stabiler zu gestalten.ein deutsches sprichwort sagt: „Gegen den Wind beweist sich die Freund-schaft“.und betrachten wir unser „transatlanti- sches Haus“ in eben stürmischen Zeiten, dann gilt das von samuel Johnson, einem 1709 geborenen, englischen schriftsteller und kritiker formulierte Zitat „Freundschaften sind wie alte Dächer. Man muss sie ständig reparie-ren, damit sie halten“.Wir Deutsche und amerikaner am Marshall Center sowie unsere zahlrei-chen Freunde und Mitarbeiter aus mehr als 160 nationen diskutieren ehrlich, hart und offen über die Herausforderungen von heute und morgen. Dies geschieht aus der jeweiligen regionalen perspek-tive und individuellen Betroffenheit; aber in fairer und menschlich einwand-freier art und Weise, stets mit dem Ziel der kooperation und dem Wissen, auch kompromisse eingehen zu müssen, um gemeinsam – ich betone, es wird aus meiner sicht wirklich nur gemeinsam gehen – die großen Herausforderungen meistern zu können. Denn nur im Mit- einander und nicht Gegeneinander wer-den wir zu akzeptablen Lösungen für alle Beteiligten kommen.Diese offene kommunikationsform an unserem Center und auch bei unserem Loisach Group kooperationspartner, der Münchner sicherheitskonferenz, wird daher auch weltweit geschätzt und akzeptiert, ja geradezu gesucht, selbst von denen, die uns auf den ersten Blick nicht immer wohl gesonnen erscheinen. Denn nur durch einen ehrlichen Dialog werden die oftmals verborgenen Be-weggründe und vermeintlichen absich-ten aller akteure wahrgenommen und es wird möglich, sich über unterschied- liche ansichten auszutauschen.so versuchen wir, im sinne unserer ge-meinsamen Werte mit großer energie, all unserem Wissen, können und innova- tiven ideen auch antworten für unsere sicherheitspolitischen Herausforderun-gen und weitere offenen Fragen zu finden.Henry kissinger hat einmal geäußert „amerika hat keine dauerhaften Freunde oder Feinde, nur interessen“. Viele Menschen, die die derzeitigen entwicklungen mitverfolgen, mögen sich damit in ihrer Meinung bestätigt sehen.Diese aussage mag auch im sinne des „realismus“, in der theorie der inter-nationalen Beziehungen zwischen gro-ßen souveränen staaten seine Bedeu-tung haben, wird aber bereits durch die anderen theorien der zwischenstaatli-chen Beziehungen, dem „Liberalismus“ und „konstruktivismus“ sehr kritisch hinterfragt, aber insbesondere durch das alltagsleben widerlegt.auch meine beruflichen erfahrungen in der Zusammenarbeit mit amerikanern in mehr als 40 Jahren als aktiver soldat im in- und ausland und das persönli-che Leben und erleben in den usa, zu- sammen mit meiner Familie, hat mich zu der überzeugung kommen lassen, dass in unserem „transatlantischen Haus“ eher ein ausspruch von adolf von Harnack, einem protestantischen theologen und kritiker angebracht ist, das da lautet „Das schmuckstück eines Hauses sind die Freunde, die darin verkehren.“Die Welt ist in sehr kurzer Zeit unruhi-ger, komplizierter und unberechenbarer geworden, aber gerade daher schließe ich mit einem Zitat des römischen staats-mannes Marcus tullius Cicero (50 v. Chr.), das unabhängig aller nationalen, politi-schen, ethnischen, religiösen und sonsti- gen unterschiedlichkeiten globale und zeitlose Gültigkeit hat. „Freundschaft ist das einzige auf der Welt, über deren nutzen sich alle Menschen einig sind!“in diesem sinne hoffe ich, dass die Bei-träge dieser ausgabe über unser institut ihr interesse finden und verbleibe mit freundlichen Grüßen aus Garmisch- partenkirchenihrJohann Berger, Brigadegeneral a. D. und stellvertretender, deutscher Direktor des George C. Marshall european Centers for security studiesHHK 3/2018© JRosenthalNext >