34. Jahrgang · 8,50 €HHK Ausgabe 2/2018ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de CIRKommandoStrategische AufklärungSchwerpunktAFCEA FachausstellungBonn – MaritimILA Berlin Air ShowStreitkräftebasisStreitkräftebasis– eine Erfolgsgeschichte Bewerber für das Projekt Schwerer Transporthubschrauber der BundeswehrSchwerpunktSchwerpunktEurosatory ParisPreviewSchwerpunktFür ein starkes europaEXCELLENCE AT YOUR SIDEDIE BODENGEBUNDENE LUFTVERTEIDIGUNG DER ZUKUNFTTLVS auf der Basis von MEADS wird der zukünftige Träger der bodengebundenen Luftverteidigung. Die Bundeswehr erhält mit TLVS bisher nicht verfügbare Fähigkeiten: Nachgewiesener 360-Grad-Rundumschutz und vernetzte Operationsführung, überlegene Mobilität, niedrige Nutzungskosten, hohe Durchhaltefähigkeit. www.mbda-systems.comAIR DOMINANCEMARITIME SUPERIORITYBATTLEFIELD ENGAGEMENTAIR DEFENCETLVS, DAS TAKTISCHELUFTVERTEIDIGUNGS-SYSTEMEINE NEUE ÄRA BEGINNT3EditorialHHK 2/2018Für ein starkes europaus-präsident Donald trump empfing am 27. april 2018 Bun-deskanzlerin Dr. angela Merkel zu einem zweistündigen Ge-spräch im Weißen Haus. kann es sein, dass der sogenannte „Wilde Cowboy“ aus Washington unsere kanzlerin zum schnellen Handeln beim abbau des deutschen Handelsüber-schusses sowie zur erhöhung der deutschen Verteidigungs-ausgaben im Hinblick auf die zwei prozent des Bruttoinland-produktes und damit zur erfüllung des nato-abkommens bewegen konnte und ein umdenken der kanzlerin bewirkt hätte? Dies würde ja auch bedeuten, dass Deutschland wieder ein verlässlicher nato-partner mit einer einsatzbereiten und funktionsfähigen Bundeswehr werden würde.Vielleicht haben aber auch trumps Drohungen zur um- setzung seiner geplanten Maßnahmen den sinneswandel der kanzlerin ausgelöst und sie überzeugt, dass „ein weiter so“ nicht mehr geht.Die klare unterstützung unserer Volksvertreter für die ener-gische Forderung von Bundesverteidigungsministerin Dr. von der Leyen nach einem höheren Wehretat zeigt Wirkung. ich denke, dass die Ministerin jetzt endlich die volle rücken- deckung der kanzlerin zur erhöhung der Verteidigungsaus-gaben bekommen hat.allerdings bin ich kein politiker, sondern nur ein an politik interessierter Mensch, dem – vor allem als ehemaliger sol-dat – das Wohl unserer soldatinnen und soldaten sowie die sicherheit Deutschlands am Herzen liegt. Der Weg zu einer einsatzbereiten und verteidigungsfähigen Bundeswehr sollte nunmehr frei werden.Gerne habe ich mich entschlossen, in dieser ausgabe in meinem editorial platz zu machen für einen lesenswerten Beitrag des Bundestagsabgeordneten ingo Gädechens, der damit eine klare kante zeigt und die erhöhung des Wehretats voll unter-stützt. Zudem verurteilt er in scharfer Form das gefährliche Halbwissen von politikern und die daraus resultierende irre-führende Beeinflussung der Öffentlichkeit.Zitat: »Gädechens fordert höheren Wehretat!Der obmann der CDu/Csu-Bundestagsfraktion ingo Gädechens schließt sich der Forderung der Bundesministerin der Verteidi-gung ursula von der Leyen nach einem höheren Wehretat an: „um die eingeleiteten trendwenden bei personal, Material und den Finanzen zu verstetigen, ist es unumgänglich, dass wir die Bundeswehr auskömmlich und an ihren gestiegenen aufgaben orientiert finanzieren!“Liebe Leserinnen und Leser,Der Bundestagsabgeord- nete widerspricht damit entschieden der aktuellen stellungnahme der spD-parteivorsitzenden andrea nahles, die in der „neuen osnabrücker Zeitung“ von einer „aufrüstung der Bun- deswehr“ gesprochen hatte: „Frau nahles sollte sich zunächst einmal kundig machen. Diese aussage ist blanker Hohn für alle soldatinnen und soldaten, die auf ihre dringend benötigte ausrüstung warten!“ Besonders ärgert den Bundestags- abgeordneten, dass zeitgleich zu dieser aussage von spD-Ver-teidigungspolitikern die Vollausstattung der Bundeswehr ge-fordert werde: „Da fragt man sich, was der koalitionspartner eigentlich möchte? Der Bundesministerin der Verteidigung die schuld für die ausrüstungsmisere in die schuhe schieben zu wollen, parallel aber eine erhöhung des Verteidigungsetats zu blockieren, ist unehrlich.“Der Bundestagsabgeordnete fordert daher mehr sachlich-keit in der Debatte: „Die Bundeswehr war über Jahrzehnte der sparstrumpf der nation. über 25 Jahre wurde am Ver-teidigungsetat gespart, mit all den negativen Folgen für die heutige einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Die Bundeswehr hat unverkennbar einen gewaltigen nachhol- und Moderni-sierungsbedarf, der nur durch eine nachhaltige Finanzierung zu beheben ist!“Der CDu-Verteidigungspolitiker fordert daher, den Ver- teidigungsetat angesichts einer angespannten sicherheits-politischen Lage und der immer zahlreicheren aufgaben für die Bundeswehr nachhaltig zu erhöhen. Die von der Bundes-ministerin der Verteidigung geforderten 12 Milliarden euro mehr für die laufende Legislaturperiode seien nicht aus der Luft gegriffen, so Gädechens. Der Mehrbedarf sei dringend erforderlich, auch um die international angeschobenen kooperationen fortsetzen zu können. „es ist noch beileibe keine aufrüstung, hohle strukturen mit Material aufzufüllen. Die Beschaffung von Material für die Bundeswehr braucht nachhaltigkeit und planbarkeit. nur dann ist ein geordneter Mittelabfluss möglich!“ so Gädechens abschließend.«sie werden auch in dieser ausgabe des HHk, neben den beiden schwerpunktthemen: aFCea Fachausstellung in Bonn und iLa Berlin air show, wieder ausschließlich sehr inte- ressante Beiträge und top-informationen finden, die wiede-rum durch unser stets motiviertes redaktionsteam mit viel Fleiß und sachverstand erarbeitet wurden.Mit besten Grüßen von der Hardthöhe und viel spaß beim Lesenihrklaus karteuschVerleger und GeschäftsführerIngo GädechensVerlagshaus BonnRedaktion, Ansprechstelle und Anzeigenleitung:Karin HelmerathBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: anzeigenleitung@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deBüro Berlin:Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deImpressumHardthöhenkurierDas Magazin für Soldaten und Wehrtechnik34. Jahrgang – Nr. 2/2018, ISSN 0933-3355Herausgeber:K&K Medienverlag-Hardthöhe GmbH Kartäuserstraße 38 · 53332 BornheimOffizieller Partner:Verleger und Geschäftsführer:Klaus KarteuschTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38E-Mail: karteusch@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dePostanschrift: Borsigallee 12 · 53125 Bonn Chefredakteur und Chef vom Dienst:Jürgen K.G. RosenthalTelefon: +49 (0) 2226 / 80 94 80Telefax: +49 (0) 2226 / 88 30 879Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: rosenthal@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deInhalt 4Bewerber für das Projekt Schwerer Transporthubschrauber© HHK / Messe Berlin GmbHHHK 2/2018editorial ...................................................................seite 3GasteditorialGeneralleutnant a.D. kurt Herrmann, präsident Clausewitz-Gesellschaft e.V. .................seite 6BundeswehrDie 54. Münchner sicherheitskonferenz 2018 ....................................seite 12Veranstaltung des George C. Marshall Centers (europäisches Zentrum für sicherheitsstudien) im Zuge der Münchener sicherheitskonferenz (MsC) ...................................seite 14strategisches Management von Vergaberisiken bei rüstungsexporten ....................seite 18NATO-EU-VNDas pulverfass naher osten! ..................................seite 22interview mit oberst i.G. Wolfgang paulik, Director Civil-Military Cooperation Centre of excellence ...........................................................seite 26Schwerpunkt32. AFCEA Fachausstellung ...................................seite 29– nachlese zur aFCea Fachausstellung 2018 .............................seite 44– systerra – robuste informationstechnik ............seite 44– interview mit Johannes rosenboom und Frank Grotheer, Materna GmbH, Business Line Government .................................seite 46– esG – ein verlässlicher technologie- und innovationspartner für vernetzte operationsführung, Logistic services und Cyber Defence .............................................seite 49– BWi – Mobile it-Lösungen für die Bundeswehr .........................................................seite 49– Frequentis – kommunikationslösungen im Militäreinsatz? aber mit sicherheit! ..................seite 50– ruaG – integrator, upgrader und instandhalter für landbasierte Defence und sicherheitssysteme ........................seite 51– esri – Digitale Geodaten: auch offline und bis zur letzten Meile nutzen .......................................................seite 52– thales ist partner der Bundeswehr bei Mobilen taktischen kommunikationssystemen .................................seite 53– Fraunhofer iosB zeigte kernkompetenzen unter dem Leitmotiv Joint isr ...............................................seite 54Post Report ILA Berlin 2018 ...................................seite 58– im Fokus: die industrie auf der iLa Berlin air show ......................................seite 61EUROSATORY PARIS – Defence & Security International Exhibition ........................................seite 67Cyber- und Informationsrauminterview mit Generalmajor axel Binder, kommandeur kommando strategische aufklärung ..............................................................seite 78Streitkräftebasisinterview mit Generalleutnant peter Bohrer, stellvertreter des inspekteurs der streitkräftebasis ......................................................seite 82Die Logistikschule der Bundeswehr ............................................................seite 87Das Logistische system der Bundeswehr ......................................................seite 9334. Jahrgang · 8,50 €HHK Ausgabe 2/2018ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de CIRKommandoStrategische AufklärungSchwerpunktAFCEA FachausstellungBonn – MaritimILA Berlin Air ShowStreitkräftebasisStreitkräftebasis– eine Erfolgsgeschichte Bewerber für das Projekt Schwerer Transporthubschrauber der BundeswehrSchwerpunktSchwerpunktEurosatory ParisPreviewSchwerpunktFÜR EIN STARKES EUROPAVervielfältigungen oder elektronische Übertragungen nur mit Genehmigung des Herausgebers.HHK 2/2018Redakteur Sonderthemen/ Buchrezensionen:Friedrich-Karl JeschonnekBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 176 / 20492392E-Mail: F-Jeschonnek@t-online.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deRedakteur Streitkräfte und Wehrtechnik:Burghardt LindhorstTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: lindhorst@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.de Redakteur Wehrtechnik und Automotive:Karl-Hans KuhlTelefon: +49 (0) 2633 / 47 00 29Telefax: +49 (0) 2633 / 47 00 85Mobil: +49 (0) 171 / 87 94 009E-Mail: kuhl@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deLayout und Hardthöhenkurier-Online:Veronika Christine PleschkaMonheimstraße 13 · 53229 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 97 63 195E-Mail: produktion@hardthoehenkurier.de Lektorat:Verena Rosenthal Druck:Rautenberg Media & Print Verlag KGKasinostraße 28-30, 53840 TroisdorfLeiter Marketing & Anzeigenberatung:Peter ViereckTel: +49 (0) 2247 / 92 17 041Fax: +49 (0) 2247 / 92 17 043Mobil: +49 (0) 172 / 20 98 055E-Mail: viereck@hardthoehenkurier.deMarketing / Anzeigenberatung:Thomas Liebe, M.A.Borsigallee 12 / D-53125 BonnTel.: +49 (0) 228 / 25 900 350Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42Mobil: +49 (0) 176 / 24 13 0229E-Mail: t.liebe@hardthoehenkurier.de5HHK 2/2018 InhaltInserentenverzeichnis:airbus s.a.s. ........................................................seite 57 Boeing Deutschland GmbH ................................seite 65BwFuhrparkservice GmbH .................................seite 123Deutscher BundeswehrVerband e.V. ................seite 15DeutsCHe GeseLLsCHaFt Für WeHrteCHnik e.V. (DWt) ................................seite 83Dynamit nobel Defence GmbH .........................seite 75esri Deutschland GmbH ......................................seite 25eurofighter Jagdflugzeug GmbH .......................seite u4Fischer panda GmbH ..........................................seite 73Frequentis Deutschland GmbH ..........................seite 49German naval Yards kiel GmbH .......................seite 113kärcher Futuretech GmbH .................................seite 69krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. kG .......seite 21Materna GmbH ...................................................seite 53MBDa Deutschland GmbH .................................seite u2Metallwerk elisenhütte GmbH ...........................seite 71 national air Cargo (Deutschland) GmbH .........seite 95rafael advanced Defense systems Ltd .............seite 17rheinmetall aG ..................................................seite 67rohde & schwarz Cybersecurity GmbH ............seite 55rola security solutions GmbH ............................seite 11ruaG Defence Deutschland GmbH ..................seite u3saab Deutschland GmbH ...................................seite 9 seattec sitztechnik GmbH ..................................seite 77steep GmbH ........................................................seite 85sun test systems B.V. .........................................seite 63szenaris GmbH ....................................................seite 105WeW Container systems GmbH ........................seite 97W. L. Gore & associates GmbH ..........................seite 119HHK 2/2018Newsauszeichnung für das Bundessprachenamt ..........seite 98HeerDas systemunterstützungszentrum erhöht den einsatzwert des nH90 .........................................seite 100Der elektronische kampf im Heer ...............................seite 104LuftwaffeDas Zentrum elektronischer kampf Fliegende Waffensysteme ......................................seite 107MarineDie ausbildung der Marineflieger – die einzelnen Waffensysteme im überblick ..................................seite 110Newspersonal ..................................................................seite 114Fachveranstaltung „Gore® pYraD® technologie für Funktionstextilien in der arbeitswelt“ ....................................................seite 117kooperative Computerunterstützte ausbildung (koCua) – der virtuelle teamtrainer von szenaris zum Verlegen von Behelfsbrücken ................................................seite 118Die enforcetac präsentiert die neuesten entwicklungen bei der ausrüstung für polizei und streitkräfte ......................................................seite 120Mehr transparenz für Bombenentschärfer und Beschaffer von eLp ..........................................seite 121Serviceautomotive .............................................................seite 122Bücher .....................................................................seite 128themenvorschau ausgabe 3/2018 .........................seite 130 GasteditorialGastbeitrag6Unsere bisher vertraute Sicherheitsordnung ist mehr als ein Jahr nach dem Amtsan- tritt von US-Präsident Trump und wenige Wochen vor dem nächsten NATO-Gipfel einem vorher nicht gekannten Maß an Verunsicherung ausgesetzt. Wir leben derzeit in einer Übergangsphase, die von tiefgreifenden ordnungspolitischen Umbrüchen und geopolitischen Machtverschiebungen gekennzeichnet ist. Die damit verbundenen Herausforderungen an die NATO und die Europäische Union (EU) sind enorm.Die neue Bundesregierung hat sich im Koalitionsvertrag darauf verständigt, die transatlantische Partnerschaft als Werte- und Interessengemeinschaft zu festigen. Die EU möchte als globale Ordnungsmacht anerkannt werden und hat dies u.a. in ihrer Strategie für die Außen- und Sicherheitspolitik bekräftigt. Ihre Fähigkeiten sind jedoch deutlich begrenzt. Dennoch mehren sich Stimmen, die fordern, die Europäer müssten verstärkt eigene Verantwortung für Ihre Sicherheit sowie für Sicherheit und Stabilität in den europäischen Nachbarregionen übernehmen. An-gesichts der aktuellen Krisen und Konflikte ist eine handlungsfähige und -willige EU genauso unverzichtbar wie ein starkes transatlantisches Bündnis.Großmacht zu erreichen. China setzt vornehmlich auf seine Wirtschaftskraft und unterstreicht seinen Machtanspruch vermehrt durch Demonstration seiner militärischen Fähigkeiten, wobei auch internationales recht ignoriert wird. Mit langfristigen strategischen investiti-onen in die Handelswege nach europa, Mittelost oder afrika – der sogenannten „seidenstraßen-initiative“ – vertritt es seine interessen sehr nachdrücklich und oft auch rücksichtslos. im Gegensatz zu wohlklingenden Bekundungen der chi-nesischen regierung über Freihandel, fairen diplomatischen umgang und ko-operation, lässt China reziprozität in der praxis kaum gelten. angesichts der engen Wirtschafts- und Handelsbezie-hungen, die Deutschland und die eu mit China verbinden, gilt es verstärkt einen wachsamen Blick auf die konsequenzen der von China verfolgten politik und strategie für den Westen und die trans-atlantischen Beziehungen zu richten.russland hat mit seiner völkerrechts-widrigen annexion der krim und unter- stützung des gewaltsamen konflikts im osten der ukraine die europäische Friedensordnung zerstört. Mit seiner eher destruktiven Haltung bei der imple- mentierung des Minsker Friedensab-kommens, seiner gewaltbetonten rolle im syrischen Bürgerkrieg und seinem wenig konstruktiven Gebaren im sicher- heitsrat der Vereinten nationen hat es sich zunehmend selbst isoliert. es stili-siert sich allerdings immer wieder als opfer „westlicher einkreisungspolitik“. russlands politik scheint unter anderem darauf abzuzielen, die eu zu spalten sowie die nato zu schwächen, die prä-senz und den einfluss der usa in europa zu verdrängen und russland zu einem Weltmachtstatus zu führen. Das russi- sche territorium soll außerdem von einer einflusszone russlandhöriger staate und vor allem nicht von nato- oder eu-Mitgliedsstaaten umgeben sein. russ-lands neuerlich massive aufrüstung, seine vermutliche Missachtung des inF-Vertrages (intermediate range nuclear Forces), seine aggressive rhetorik sowie Desinformations- und Destabilisierungs-versuche gegenüber der nato und westlichen staaten und seine offensiven militärischen, zugleich intransparen-ten übungsaktivitäten zeigen, dass es sich heute als anti-westliche Macht ver-steht. russland sucht und findet eine zu- nehmend enge partnerschaft mit China. Beide staaten haben unter anderem ein gemeinsames interesse, die präsenz und den einfluss der usa auch im asien- pazifik-Bereich zurückzudrängen.Die Wirtschaftsmacht eu wird bisher kaum als strategischer akteur in einer multipolaren Welt wahrgenommen. es fehlt ihr an außen-/sicherheitspolitischer effizienz. Zudem haben die reduzierun-gen der streitkräfte in den eu-Mitglieds-staaten seit Mitte der 1990er Jahre, weitgehend unkoordinierte kürzungen in den nationalen Verteidigungsetats, umfangreiche außerdienststellung von Waffensystemen und abnutzung in aus- landseinsätzen dazu geführt, dass kriti- sche militärische Fähigkeiten heute viel- fach nur unzureichend vorhanden sind. Sicherheitsanker in schwierigen Zeiten?Die transatlantischen Beziehungen vor dem Hintergrund globaler MachtverschiebungenGeneralleutnant a.D. Kurt Herrmann, Präsident Clausewitz-Gesellschaft e.V.Generalleutnant a.D. Kurt HerrmannHHK 2/2018Globale Machtverschiebungen und AkteureDie im Dezember 2017 veröffentlichte nationale sicherheitsstrategie der usa und die anfang dieses Jahres verab-schiedete neue nuklearstrategie haben einige klarstellungen zur us-amerikani-schen außen- und sicherheitspolitik ge-liefert. Darin wird unter anderem einem starken und freien europa eine grund- legende Bedeutung zugemessen und die Beistandsverpflichtung gemäß artikel 5 des nato-Vertrags unterstrichen. Ver-bunden wird dies mit der erwartung, dass die alliierten künftig mehr Verant-wortung beim schutz der gemeinsamen interessen übernehmen und ihre Ver-teidigungsfähigkeit ausbauen sollen. angesichts der unberechenbarkeit von präsident trump, vor allem auch wegen seiner nationalistischen, isolationistischen oder protektionistischen Äußerungen, bestehen allerdings Zweifel an seiner Haltung zum Multilateralismus und zur Verlässlichkeit der usa im transatlanti-schen Bündnis. Die usa sind nach wie vor die einzig verbliebene supermacht, mit gewaltiger Wirtschaftskraft und dem weltweit schlagkräftigsten Militär. Befürchtet wird jedoch, dass sie ihr inter- nationales engagement reduzieren, als Führungsmacht ausfallen und damit das bereits erkennbar gewordene ordnungs-politische Vakuum erweitern könnten.eine preisgabe amerikanischen Führungs- anspruchs und Führungswillens würde verstärkt autoritären staaten das Feld überlassen. Vor allem die Volksrepublik China tritt zunehmend selbstbewusst gegenüber anderen staaten auf. ein kernziel chinesischer außen- und sicher- heitspolitik ist es, den aufstieg zu einer Gasteditorial7GastbeitragBesonders problematisch ist, dass ge-rade jetzt erosionserscheinungen die kohäsion der eu beeinträchtigen und damit letztlich auch ihre außen- und sicherheitspolitische position weiter schwächen könnten.Spezifische Herausforderungen für die transatlantischen BeziehungenDie aktuelle sicherheitslage zeichnet sich durch ein bisher kaum gekanntes Maß an Dichte, Gleichzeitigkeit und wechsel- seitigen abhängigkeiten von risiken und potentiellen Bedrohungen in unserer global vernetzten Welt aus. Die anhal-tenden spannungen zwischen den riva- lisierenden regionalmächten saudi-arabien und iran beeinflussen sehr stark die andauernden Bürgerkriege in syrien und im Jemen, die komplizierte Lage im irak und den unvermindert schwelenden palästinakonflikt. aber auch die situation im Libanon, in Ägypten, Libyen und tunesien sowie die gewaltsamen ausein- andersetzungen in anderen afrikanischen staaten sind unter anderem ursachen für den Migrationsdruck richtung europa. Die prekäre Lage in afghanistan und instabilität auf dem Balkan geben eben-falls anlass zu weiterer sorge. Die natio- nalistische und zunehmend autoritäre politik der türkischen regierung unter präsident erdogan stellt eine wachsende Belastung für das nordatlantische Bünd-nis dar. Der durch nordkorea mit seinen nuklearwaffen- und raketentests aus-gelöste und immer wieder geschürte konflikt ist ungeachtet jüngster ent-spannungssignale weiterhin brandge-fährlich. alle wesentlichen globalen akteure sind zumindest mittelbar invol- viert. Die spannungen im südchinesischen Meer sowie die proliferation von Massen- vernichtungswaffen und zu ihrer Ver-bringungen geeigneten trägersystemen besitzen ebenso das potential, sich auf unsere sicherheit auszuwirken.Der internationale terrorismus, auch in Verbindung mit grenzüberschreitender organisierter kriminalität, ist gleichfalls eine Bedrohung, die im Grunde jeden ort zu jeder Zeit treffen kann. außer-dem bereitet die globale klimaverände-rung wachsende sorge. sie steigert in Verbindung mit ethnischen und sozia-len spannungen die Migrationsdynamik und verursacht anhaltende probleme für die eu und Deutschland.Die genannten Faktoren wirken direkt oder indirekt auf die transatlantischen Beziehungen und werden sie auch weiter- hin beeinflussen und herausfordern. Gerade in dieser prekären situation, die eigentlich ein Zusammenrücken und entschlossenes gemeinsames auftreten des Westens erforderte, zeigen sich ent-wicklungen in der nato und eu, die ge-eignet sind, den notwendigen inneren Zusammenhalt und die Handlungsfähig- keit zu schwächen. außerdem ist uns wiederholt vor augen geführt worden, wie schnell und unmittelbar unsere sicher- heit auch von bisher weit entfernt ge-glaubten akteuren beeinflusst werden kann. Das trifft vor allem für die wachsen- den risiken und Bedrohungen im Cyber- und informationsraum zu. Dieser heute alle Lebensbereiche durchdringende virtuelle raum hat sich zu einem wahr-haft eigenständigen operationsraum entwickelt. Das darin vorhandene Be-drohungspotential kann ohne Vorwar-nung, in kürzester Zeit, grenzüberschrei-tend und massiv in erscheinung treten und dabei Wirkung von strategischem ausmaß entfalten.Die skizzierten Herausforderungen be-dürfen einer umfassend vernetzten sicherheits- und Verteidigungspolitik zur multinationalen krisenvorsorge, konflikt- bewältigung und ggf. auch kollektiven Verteidigung. Dabei ist zudem eine glaub- würdige abschreckungsfähigkeit erfor- derlich. Bei der Bewältigung der aktuellen probleme sind mehr denn je europäische solidarität und ein enger transatlanti-scher schulterschluss erforderlich.Entwicklungsperspektiven für die transatlantischen Beziehungenangesichts der grundlegenden Verände- rungen und komplexität in den interna- tionalen geopolitischen Machtstrukturen und politischen prozessen sind einzel-staaten inzwischen weitgehend über-fordert, krisen oder konflikte alleine zu bewältigen.Die nato und auch die eu haben die neuen Herausforderungen angenommen. Die nato hat ein breites spektrum an aktivitäten und Maßnahmen zur stärkung der abschreckungs- und Ver- teidigungsfähigkeit ergriffen oder ein- geleitet. sie ist weiterhin ein unverzicht- barer eckpfeiler der internationalen stabilität und sicherheit. trotz der an-gestrebten stärkung der Fähigkeiten der eu wird die kollektive Verteidigung eine kernaufgabe der nato bleiben. Das Bündnis verfolgt drei wesentliche Ziele für die künftige sicherheitsvor-sorge: eine maßvolle stärkung von ab-schreckung und Verteidigung, stabili-sierung der südlichen peripherie und vertiefte Zusammenarbeit mit der eu. speziell im Hinblick auf die Herausfor-derungen im osten hat das Bündnis mit der „verstärkten Vornepräsenz“ in den baltischen staaten sowie polen und der „lagegerechten Vornepräsenz“ in südosteuropa eine klare und zugleich maßvolle antwort gegeben. Da es sich dabei nicht um eine permanente statio- nierung substanzieller kampftruppen handelt, betont das Bündnis weiterhin seinen defensiven Charakter und steht HHK 2/2018Eröffnung des Berliner Colloquiums 2018 durch GenLt a.D. Kurt Herrmann, das vom 21. bis 23. März 2018 als gemeinsame Veranstaltung der Clausewitz-Gesellschaft e.V. und der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) in Berlin-Spandau stattgefunden hat.© Clausewitz-Gesellschaft e.V.GasteditorialGastbeitrag8lung in der nato eine wachsende Be-deutung erfahren. Für die notwendige stärkung der resilienz in den euro-atlan- tischen sicherheitsstrukturen sollten an- gesichts der aktuellen Lageentwicklung besonders die zügige Wiederherstellung und stärkung der militärischen Fähigkei-ten im Mittelpunkt stehen. Das nato-Ziel, 2% des Bruttoinlandsprodukts (Bip) für Verteidigungsleistungen und 20% davon für rüstungsinvestitionen, gibt richtwerte mit der realisierungspers-pektive 2024 vor, die durch die jüngste Lageentwicklung verstärkt begründet werden. Die umsetzung der „trendwen-den“ beim Verteidigungshaushalt so-wie beim personal und der materiellen ausstattung der Bundeswehr folgt im Grunde dieser Linie. Mit eher unver-bindlichen angaben bleibt der aktu- elle koalitionsvertrag jedoch hinter den ansätzen zurück, die eigentlich zur erreichung der Zielvorgaben der nato notwendig wären.eine stärkung der Zusammenarbeit in europa im transatlantischen kontext ist notwendig, damit sich die europä-ischen nationen bzw. die eu in einer globalisierten Welt behaupten können. ein Mindestmaß an strategischer auto- nomie der eu erscheint angezeigt. allerdings sollten dabei die komple-mentarität in der entwicklung und die Bereitstellung von Fähigkeiten mit der nato beachtet und unnötige Duplizie-rungen vermieden werden. als wesent-liche Grundlagen für die notwendige Handlungsfähigkeit sind eine kohärente und wirksame „Gemeinsame außen- und sicherheitspolitik“ (Gasp) sowie eine da- rauf aufbauende „Gemeinsame sicher-heits- und Verteidigungspolitik“ (GsVp) der eu zu realisieren. es gilt vor allem auch solche Beiträge zur Verteidigung und zum krisenmanagement möglich zu machen, welche die staaten individuell nicht mehr erbringen können. Hierzu sind ebenfalls Maßnahmen umzusetzen, die es auf eu-ebene erleichtern, eigenstän-dige europäische operationen durchzu-führen und Beiträge zu anderen orga-nisationen wie den Vn zu leisten. Vor allem im rahmen der „ständigen struk-turierten Zusammenarbeit“/permanent structured Cooperation (pesCo) sowie in koordinierter, wechselseitiger ab-stimmung von pesCo und FnC lässt sich das Ziel einer insgesamt besseren trans-atlantischen interoperabilität und eines harmonisierten Fähigkeitsaufwuchses unterstützen. Beim Bemühen um die stärkung der europäischen Fähigkeiten erscheint es zwingend notwendig, die transatlantische klammer relevant und tragfähig zu halten. Die Gasp und GsVp werden allerdings nur dann wirksam funktionieren, wenn sich die gesamte eu hin zu einem einheitlichen politischen akteur entwickelt und damit einer Marginalisierung im internationalen kontext entgegenwirkt. Dies muss sie glaubwürdig mit wirksamen strukturen, effizienten prozessen und ausreichen-den ressourcen untermauern. insbeson-dere wird es angesichts der kritischen Haltung der usa und Großbritanniens notwendig sein, die spezifischen euro- päischen Verteidigungsfähigkeiten kom- plementär ergänzend zu den nato-Fähigkeiten für die kollektive Verteidi-gung zu planen und zu realisieren.Da sich die Grenzen zwischen innerer und äußerer sicherheit aufgrund neuer risiken zunehmend verwischen, zum Bei-spiel durch terrorismus, hybride kriegs- führung und Cyberattacken, drohen situationen, in denen die organe der inneren sicherheit den entsprechen-den schutz der Bürger nicht allein ge-währleisten können. Das interesse und HHK 2/2018zu dem Grundlagenvertrag mit russ- land. Den Herausforderungen im süden begegnet die nato unter anderem durch stabilisierende Maßnahmen. Das seit 2014 bestehende rahmennationen-konzept/Framework nations Concept (FnC) der nato hat sich als instrument der multinationalen streitkräftekoope-ration bewährt. auch im Hinblick auf den nato-Gipfel im Juli in Brüssel ist zu erwarten, dass die Fortsetzung der drei kernaufgaben, kollektive Verteidigung, krisenmanagement und kooperative sicherheit, die rolle des Bündnisses und seine Verteidigungsfähigkeit insgesamt bekräftigen werden. Hinzu kommt die be-reits beschlossene reform der komman- dostruktur, insbesondere zur Verbesse- rung der Fähigkeit für die rasche Verlegung von truppen in europa.sehr wahrscheinlich wird künftig die Frage nach einer gerechteren Lastentei-Präsident der VR China Xi Jinping.© pakistantoday.com.pkUS Präsident Donald Trump.© tagesspiegel.deDIE ZUKUNFTVORHERSEHENDie Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung werden immer komplexer. Mit ihnen Schritt zu halten, reicht nicht. Vielmehr sollte man ihnen stets voraus sein.Deshalb arbeitet Saab eng mit Kunden und anderen Beteiligten zusammen, um die Anforderungen der Zukunft zu identifizieren – nicht nur die unmittelbaren. Cyber-Angriffe werden immer ausgefeilter, während die Grenzen zwischen militärischen und zivilen Angelegenheiten immer stärker verschwimmen. Indem wir unsere Technologie mit der nötigen Flexibilität ausstatten, stellen wir sicher, dass wir auch neuen Bedrohungen effektive Lösungen entgegensetzen können. Die Welt steht nicht still. Dasselbe gilt für Saab. Unser innovativer Ansatz und unsere zukunftsorientierte Art zu denken, versetzen uns in die einzigartige Lage, technologischen, operativen und umweltbezogenen Veränderungen stets einen Schritt voraus zu sein. So sorgen wir dafür, dass Sie auf die Zukunft vorbereitet sind. Bereits heute.www.saab.comNext >