33. Jahrgang · 8,50 €HHK Ausgabe 3/2017ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de MarineInterview mit Inspekteur MarineBundeswehrZur Sicherheits- und Verteidigungspolitik31. AFCEA-FachausstellungMarine„Wir können Schiffbau ....“Die deutsche maritime IndustrieMEADS/TLVS ist eine transatlantische Kooperation auf Augenhöhe und vereint modernste Systemtechnologie SchwerpunktLuftwaffeInterview mit KommandeurZentrum LuftoperationenFür ein starkes europawww.saabgroup.comDIE ZUKUNFTVORHERSEHENDie Herausforderungen in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung werden immer komplexer. Mit ihnen Schritt zu halten, reicht nicht. Vielmehr sollte man ihnen stets voraus sein.Deshalb arbeitet Saab eng mit Kunden und anderen Beteiligten zusammen, um die Anforderungen der Zukunft zu identifizieren – nicht nur die unmittelbaren. Cyber-Angriffe werden immer ausgefeilter, während die Grenzen zwischen militärischen und zivilen Angelegenheiten immer stärker verschwimmen. Indem wir unsere Technologie mit der nötigen Flexibilität ausstatten, stellen wir sicher, dass wir auch neuen Bedrohungen effektive Lösungen entgegensetzen können. Die Welt steht nicht still. Dasselbe gilt für Saab. Unser innovativer Ansatz und unsere zukunftsorientierte Art zu denken, versetzen uns in die einzigartige Lage, technologischen, operativen und umweltbezogenen Veränderungen stets einen Schritt voraus zu sein. So sorgen wir dafür, dass Sie auf die Zukunft vorbereitet sind. Bereits heute.www.saab.com3EditorialHHK 3/2017Die 31. aFCea-Fachausstellung fand erstmalig im MaritiM Hotel Bonn statt. Mehr ausstellungsfläche, mehr ambiente und optimale rahmenbedingungen unterscheiden vom bisherigen austragungsort. Zum guten Gelingen haben vor allem auch die organisatoren der Veranstaltung beigetragen, hierfür gilt ihnen unser Lob und anerkennung. Der Hardt-höhenkurier berichtet darüber in dieser ausgabe als schwer-punktthema auf den seiten 39 bis 68. Des Weiteren ist un-ser allseits sehr geschätztes und informatives sonderheft zur aFCea-Fachausstellung auch in diesem Jahr wieder beige-fügt. Mit großer Zufriedenheit konnten wir auch feststellen, dass unser aFCea-Flyer wegen seiner übersichtlichkeit von Besuchern und ausstellern als eine wichtige informations- quelle aufgenommen wurde.Der weltweite schiffbau durchläuft derzeit eine tiefgreifende krise. Hauptursache ist ein anhaltendes überangebot an schiffsraum weltweit, die großen internationalen reeder verfügen über zu viele schiffe. Der schiffsneubau stagniert weltweit.Dagegen haben sich die deutschen Werften bisher gut be-haupten können. ein Grund hierfür liegt in der starken Marktposition der deutschen Werften in lukrativen nischen-märkten, wie kreuzfahrtschiffe, Luxusjachten, Fähren und andere spezialschiffe. als besonders wichtig erscheint auch die tatsache, dass die derzeitige auftragslage bei sogenann-ten Marineschiffen sich positiv entwickelt hat. Wir berichten und informieren mit dem thema: „Wir können schiffbau – nationale kompetenz der Werftindustrie“ ab der seite 103 ff. Des Weiteren erläutert in einem interview der inspekteur Marine, Vizeadmiral andreas krause, wie die Marine die hohen anforderungen erfüllen kann, die sich aus den ver- änderten politischen rahmenbedingungen ergeben, wobei es weiterhin an ausrüstung, Material und vor allem personal mangelt.am 24. september ist die Wahl zum Deutschen Bundestag. Die politischen parteien bewerben sich für ein Mandat zum 19. Deutschen Bundestag. Der Hardthöhenkurier hat daher parteien, die sich um sitz und stimme bewerben, um eine stellungnahme gebeten, die die jeweiligen standpunkte zur sicherheitspolitik, Landesverteidigung und zu auslandsein-sätzen darstellt. Die aussagen der verteidigungspolitischen sprecher/-innen der CDu/Csu, spD, FDp sowie von Bündnis 90/die Grünen und der Fraktion Die Linke finden sie ab der seite 11 ff. Die afD war auch angefragt, aber nicht zu einer stellungnahme bereit.Generell bleibt festzustellen, dass mit diesen Beiträgen die parteien eine art „eigenwerbung“ betreiben und das ist gut so! Dazu gehört natürlich auch die eigenwerbung der Bun-destagsfraktion „Die Linke“. ich persönlich habe deshalb keinen einwand, weil ich hoffe und davon ausgehe, dass diese partei den einzug in den Bundestag mit diesen inhalten ihres Sehr geehrte Leserinnen und Leser,Wahlprogramms zur sicher-heitspolitik und Landesverteidi-gung nicht erreichen wird. als ehemaliger Berufsoffizier kann ich nur für mich feststellen, dass diese „demokratische“ partei jegliche Bodenhaftung und den Bezug zur realen Wirklichkeit verloren hat bzw. noch nie gehabt hat. ich bin fest überzeugt, dass nicht nur der überwiegende teil unserer Leserschaft, son-dern auch der Bevölkerung gleicher Meinung sind.Die redaktion des Hardthöhenkuriers weist ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei diesen Beiträgen um die per-sönliche auffassung des jeweiligen autors/autorin bzw. der partei handelt.Bitte beachten sie auch ein interview mit Generalleutnant Joachim Wundrak, kommandeur Zentrum Luftoperationen (ZentrLuftop). auch dieser Beitrag steht im kontext zu dem zuvor genannten thema, denn das Zentrum gewährleistet als einen kernauftrag die sicherheit im deutschen Luftraum und damit auch die sicherheit der Bundesrepublik und ihrer nato-partner. Die soldatinnen und soldaten schützen im übrigen auch Meinungen, wie sie beispielsweise von den Linken vertreten werden. ein umstand, der zurzeit selbst in der nato nicht überall gegeben ist, denken wir dabei doch an die Verfolgung und inhaftierung von oppositionellen politikern in der türkei.Der Hardthöhenkurier bietet darüber hinaus viele weitere spannende themen, deren Beachtung ich ihnen gerne ans Herz lege. Die Welt ist unruhiger geworden, das säbelrasseln einiger staaten bzw. ihrer politischen „Lenker“ ist deutlicher zu vernehmen.ich wünsche ihnen, liebe Leserinnen und Leser, spaß beim Lesen dieser ausgabe.unser Blick bleibt nach vorne gerichtet.Mit freundlichen Grüßen von der HardthöheihrJürgen k.G. rosenthalVerlagshaus BonnRedaktion, Ansprechstelle und Anzeigenleitung:Karin HelmerathBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: anzeigenleitung@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deBüro Berlin:Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dewww.hardthoehenkurier.deImpressumHardthöhenkurierDas Magazin für Soldaten und Wehrtechnik33. Jahrgang – Nr. 3/2017, ISSN 0933-3355Herausgeber:K&K Medienverlag-Hardthöhe GmbH Kartäuserstraße 38 · 53332 BornheimOffizieller Partner:Verleger und Geschäftsführer:Klaus KarteuschTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 160 / 96 65 68 38E-Mail: karteusch@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.dePostanschrift: Borsigallee 12 · 53125 Bonn Chefredakteur und Chef vom Dienst:Jürgen K.G. RosenthalTelefon: +49 (0) 2226 / 80 94 80Telefax: +49 (0) 2226 / 88 30 879Mobil: +49 (0) 170 / 34 80 619E-Mail: rosenthal@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deInhalt 4MEADS/TLVS ist eine transatlantische Kooperation auf Augenhöhe und vereint modernste Systemtechnologie© MBDA Deutschland GmbHHHK 3/2017editorial ...................................................................seite 3Gasteditorialthomas Gottschild, Geschäftsführer der MBDa Deutschland ................................................seite 6adolf t. schneider, sCHneiDer + partner .........seite 8Lutz kampmann, senior Vice president Marketing & sales ruaG Defence ........................seite 10BundeswehrDie Bundestagwahl am 24. September 2017 Die Bundestagswahl 2017 – wie sieht die künftige sicherheits- und Verteidigungspolitik aus? ..........seite 11– Henning otte, MdB, verteidigungspolitischer sprecher der CDu/Csu-Fraktion im Deutschen Bundestag .........................................seite 12– alexander Graf Lambsdorff, Vizepräsident des europäischen parlaments .............................seite 14– Dr. tobias Lindner, MdB, Mitglied im Verteidigungsausschuss, Bündnis 90/Die Grünen .....................................................seite 16– rainer arnold, MdB, verteidigungspolitischer sprecher der spD-Bundestagsfraktion ...............seite 18– Christine Buchholz, MdB, verteidigungspolitische sprecherin der Fraktion Die Linke ....................seite 20Gedanken zur aktuellen Lage der Bundeswehr ............................................................seite 22Das George C. Marshall Center in Garmisch .........seite 2434. internationaler Mönchengladbacher Militärwettkampf ...................................................seite 28NATO-EU-VNenhanced Forward presence (eFp) auf dem Baltikum ...................................................seite 29sicherheitspolitik und streitkräfte Litauens .........seite 33Dichter Verkehr im Luftraum über dem Baltikum ..................................................................seite 38Schwerpunkt31. AFCEA-Fachausstellung ...................................seite 39– LanCoM – netzwerke neu gedacht – mit sDn in die Zukunft ...................................seite 54– Gemeinschaftstand „griffity defense“ zeigt den rüstsatz eines Führungsfahrzeuges ..........seite 56– raFaeL – Mobile taktische kommunikationslösungen ................................seite 58– Die BWi ist eine Bundesgesellschaft und sorgt für sicheren it-Betrieb ..............................seite 60– systerra – MiL-konformen rechner-, speicher und netzwerkplattformen .................................seite 64– infodas – sDot security Gateway erhält Bsi-Zulassung bis GeHeiM ..................................seite 65– ruaG – Cyber verstehen. Werte schützen. .......seite 66– sFC energy und Zeroalpha solutions erfogreich mit Brennstoffzellen ........................seite 67StreitkräftebasisZentrum innere Führung mit aktionsprogramm „Legitimation von einsätzen“ ................................seite 70Zentrum innere Führung bietet Coaching für Führungskräfte an ............................................seite 72HeerDas Heer im spannungsfeld hybrider Bedrohungen an der nato-nordostflanke ..........seite 76stichwort komplexität – truppenführung vor dem Hintergrund hybrider Bedrohungen.............. seite 80LuftwaffeLuftfahrzeuge benötigen spezifisches Werkzeug ...............................................................seite 85interview mit GenLt Joachim Wundrak, kommandeur Zentrum Luftoperationen ..............seite 8733. Jahrgang · 8,50 `HHK Ausgabe 3/2017ISSN 0933-3355www.hardthoehenkurier.de MarineInterview mit Inspekteur MarineBundeswehrZur Sicherheits- und Verteidigungspolitik31. AFCEA-FachausstellungMarine„Wir können Schiffbau ....“Die deutsche maritime IndustrieMEADS/TLVS ist eine transatlantische Kooperation auf Augenhöhe und vereint modernste Systemtechnologie SchwerpunktLuftwaffeInterview mit KommandeurZentrum LuftoperationenFÜR EIN STARKES EUROPAHHK 3/2017Redakteur Sonderthemen/ Buchrezensionen:Friedrich-Karl JeschonnekBorsigallee 12 · 53125 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 Mobil: +49 (0) 171 / 74 58 652E-Mail: F-Jeschonnek@t-online.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deRedakteur Streitkräfte und Wehrtechnik:Burghardt LindhorstTelefon: +49 (0) 228 / 25 90 03 44Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42 E-Mail: lindhorst@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.de Redakteur Wehrtechnik und Automotive:Karl-Hans KuhlTelefon: +49 (0) 2633 / 47 00 29Telefax: +49 (0) 2633 / 47 00 85Mobil: +49 (0) 171 / 87 94 009E-Mail: kuhl@hardthoehenkurier.deE-Mail: redaktion@hardthoehenkurier.deLayout und Hardthöhenkurier-Online:Veronika Christine PleschkaMonheimstraße 13 · 53229 BonnTelefon: +49 (0) 228 / 97 63 195E-Mail: produktion@hardthoehenkurier.de Druck:Rautenberg Media & Print Verlag KGKasinostraße 28-30, 53840 TroisdorfLeiter Marketing & Anzeigenberatung:Peter ViereckTel: +49 (0) 2235 / 79 94 37Fax: +49 (0) 2235 / 79 94 39Mobil: +49 (0) 172 / 20 98 055E-Mail: viereck@hardthoehenkurier.deMarketing / Anzeigenberatung:Thomas Liebe, M.A.Borsigallee 12 / D-53125 BonnTel.: +49 (0) 228 / 25 900 350Telefax: +49 (0) 228 / 25 90 03 42Mobil: +49 (0) 176 / 24 13 0229E-Mail: t.liebe@hardthoehenkurier.deVervielfältigungen oder elektronische Übertragungen nur mit Genehmigung des Herausgebers.5HHK 3/2017 InhaltInserentenverzeichnis:aCs armoured Car systems GmbH ...................seite 115aFCea Bonn e.V. Fachausstellung ....................seite 39-69airbus Ds electronics and Border security GmbH (HensoLDt) ...................seite 9 BWi GmbH ...........................................................seite 59Deutscher BundeswehrVerband e.V. ................seite 27Dynamit nobel Defence GmbH .........................seite 79esG elektroniksystem- und Logistik-GmbH ......seite 91 esri Deutschland GmbH .....................................seite u3 Förderkreis Deutsches Heer e.V. (FkH) .............seite 71German naval Yards kiel GmbH .......................seite 101griffity defense GmbH .......................................seite 57inFoDas GmbH ..................................................seite 65kärcher Futuretech GmbH .................................seite 31MBDa Deutschland GmbH .................................seite titelMen – Metallwerk elisenhütte GmbH ..............seite 37Mtu aero engines aG .......................................seite 97nammo Germany GmbH ....................................seite 77 national air Cargo (Deutschland) GmbH .........seite 23rockwell Collins Deutschland GmbH ................seite 81roda computer GmbH ........................................seite 113rola security solutions GmbH ............................seite 63/69ruaG Defence Deutschland GmbH ..................seite u4saab Group .........................................................seite u2secunet security networks aG ..........................seite 89secusmart GmbH ................................................seite 15sun test systems B.V. .........................................seite 95systematic GmbH ...............................................seite 62thales Deutschland GmbH ................................seite 83HHK 3/2017Der Führungsunterstützungssektor 1 in Fürstenfeldbruck ................................................seite 92eurofighter tYpHoon – ein zuverlässiges rückgrat für europäische Luftstreitkräfte ............seite 94Marineinterview mit Vizeadmiral andreas krause, inspekteur der Marine ...........................................seite 98Christian a. schilling, LL.M., Geschäftsführer, Verband für schiffbau und Meerestechnik e.V. zur maritimen industrie .........................................seite 103Der schiffbau in der krise – Deutschland stark in nischenmärkten ........................................seite 105schiffsbaulicher ausblick aus sicht der Deutschen Marine ..................................................seite 106German naval Yards – wo Deutschland noch führend ist ......................................................seite 108interview mit andreas schell, Vorstandsvorsitzender der rolls-royce power systems aG .......................seite 110Wehrverwaltungserie: Wehrtechnische Dienststellen der Bundeswehr ............................................................seite 112Newskärcher – CBrn schutz „Made in Germany“ .......seite 116„train as you fight“ – saabs Lösung für die u-Boot-Jagd ......................................................seite 117szenaris GmbH – die spezialisten für Lernsoftware, simulation und Virtual reality ......seite 118esri – Fachanwendungen zur Datenanalyse und Flughafensicherheit .......................................seite 119Serviceautomotive .............................................................seite 120Bücher .....................................................................seite 128themenvorschau ausgabe 4/2017 .........................seite 130 GastbeitragGasteditorial6Den wachsenden globalen Bedrohungen durch staatenzerfall, Bürgerkrieg und terrorismus können Länder nicht im alleingang begegnen. eine gemein- same und abgestimmte antwort der staatengemeinschaft, der eu und der nato ist notwendig. Dabei herrscht weitgehend einigkeit, dass die europäer einen größeren Beitrag für die inter-nationale sicherheit – im sinne einer transatlantischen Lastenteilung – leisten müssen. Folgerichtig hat Deutschland bereits signalisiert, gemeinsam mit seinen partnern in Zukunft mehr sicher-heitspolitische und militärische Verant-wortung zu übernehmen.um die Lücken in der nato-Verteidi-gungsfähigkeit zu schließen, sind die 28 nato-staaten bereit, mehr in Vertei-digung und insbesondere in ausrüstung zu investieren. Die einhaltung der in der nato 2014 in Wales vereinbarten Vor-gaben fordern allen voran die usa, die sich auch heute noch mit abstand am stärksten für die internationale sicher-heit einsetzen. tatsächlich aber bedeutet mehr Verantwortung nicht allein, dass die eu-staaten mehr Geld in die Hand nehmen. Mehr Verantwortung zu übernehmen, bedeutet in europa, sich abzustimmen und enger zusammenzu-arbeiten. Beispielsweise können kräfte beim militärischen Beschaffungswesen effizienter gebündelt werden. 80 pro-zent der Verteidigungsausgaben werden national und nicht europäisch investiert.um eine höhere effizienz zu erreichen, fordert die politik zu recht mehr euro- päische Zusammenarbeit und die stärkung der verteidigungstechnologi-schen und industriellen Basis europas (eDtiB). im deutschen Weißbuch zur sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr heißt es dazu: „Multina-tionale kooperationen im Bereich der rüstung gewinnen zunehmend an Be-deutung. treiber dieser entwicklung sind insbesondere die hohen entwick-lungskosten bei niedrigen nationalen Beschaffungsumfängen.“eine leistungsfähige Verteidigungsin-dustrie in Deutschland und europa so-wie länderübergreifende Zusammenar- beit bei der ausrüstung der streitkräfte sind Voraussetzung, damit die Länder europas mehr Verantwortung im rahmen der nato übernehmen können. Die Frage der Zukunft Deutschlands und europas im Bereich der sicherheits- und Verteidigungspolitik ist im kern politisch und sie muss von den zustän-digen politischen Gremien auf ebene der nationalstaaten und der eu beant-wortet werden. Die industrie setzt nicht die politischen rahmenbedingungen, unter denen rüstungskooperationen stattfinden. Denn rüstungskooperation ist immer zunächst Zusammenarbeit auf regierungsebene und erst davon abge-leitet industrielle kooperation.rüstungskooperation funktioniert, wenn am ende ein produkt steht. Die in-dustrie wurde mitunter zu recht auf- grund von kostensteigerungen und Zeitverzügen kritisiert. kooperations-programmen eilt häufig der ruf einer nicht beherrschbaren komplexität voraus. rüstungskooperation ist jedoch möglich und erfolgreich, wenn sie auf Grundlage gemeinsamer – und nicht von Deutschlands gewachsene Verantwortung: Konsequenzen für die RüstungswirtschaftHHK 3/2017Das Taktische Luftverteidigungssystem MEADS.Gasteditorial7Gastbeitragnation zu nation unterschiedlicher – militärischer Fähigkeitsanforderungen vereinbart wird. ein harmonisierter mili- tärischer Bedarf, dem dann auch eine sinnvolle, industrielle Verteilung von Verantwortungen in einem internatio- nalen programm folgt, ist die grund- legende Voraussetzung für europäische oder transatlantische kooperationen. Für die industriekooperation ist wichtig, dass sich die arbeitsteilung an den je-weiligen technologischen Fähigkeiten orientiert und nicht daran, welche part-nernation in bestimmten technologie-bereichen noch nachholbedarf sieht. klar definierte programm- und Mana- gementstrukturen sind insbesondere im rahmen internationaler programme notwendig, um Zeitverlust durch lang-wierige abstimmungsprozesse zu ver-meiden und schnelle entscheidungen zu ermöglichen. internationale rüstungs-projekte können und sollten über „lead nations“ und „lead companies“ abge-wickelt werden. Der europäische Luft-Luft-Lenkflugkörper Meteor oder das transatlantische entwicklungsvorhaben MeaDs, das nun ausgangspunkt für das zukünftige taktische Luftverteidigungs-system tLVs der Bundeswehr ist, zeigen, dass kooperationsprogramme durchaus erfolgreich sein können.erfolgreiche europäische rüstungskoope- rationen setzt aber auch ein abgestimm-tes Verständnis für den rüstungsexport voraus. innerhalb europas werden der-zeit unterschiedliche ansätze in der ex-portpolitik verfolgt. Diese unterschiede behindern oder verhindern gemein- same Vorhaben, da nicht gewährleistet werden kann, dass ein gemeinsam ent-wickeltes system auch in partnerländer exportierbar ist. es entsteht die Gefahr, dass einzelne Mitgliedstaaten sich im rahmen europäischer rüstungskoopera-tionen isolieren. schaffen wir es nicht, in europa exportrichtlinien zu definieren, die rüstungskooperationen unterstützen (schmidt-Debré-abkommen 2.0), führt das zu einem erheblichen Wettbewerbs- und Marktnachteil gegenüber interna-tionalen Wettbewerben und schwächt die autonomie europas.Mein plädoyer für rüstungskooperation schließt unsere partner jenseits des atlantiks ein. selbst wenn wir europäi-sche kräfte zukünftig wesentlich besser bündeln und anforderungen harmoni-sieren, wird es immer technologiebe-reiche geben, in denen wir als europäer mit den Vereinigten staaten zusammen-arbeiten sollten. Dazu könnten gemein-same ansätze in der Luftverteidigung gehören. MeaDs/tLVs ist ein Beispiel, dass aus einer transatlantischen koope-ration auf augenhöhe zwischen den usa, italien und Deutschland moderne systemtechnologie hervorgegangen ist, die keiner der kooperationspartner alleine bewältigt und entwickelt hätte. Dieses system ist nun abholpunkt für die Modernisierung der Luftverteidigungs-architektur in europa. Deutschland geht hier mit tLVs den ersten schritt und wir sind überzeugt, dass weitere europäi-sche nationen folgen werden.Fazit: keine europäische regierung kann heute ein größeres rüstungs- vorhaben im alleingang bewältigen. einerseits sind die entwicklungs- und Beschaffungskosten zu hoch und andererseits ist der jeweilige nationale Bedarf zu klein, um wirtschaftlich sinn- voll zu operieren. nationale insellösun-gen sind vor dem Hintergrund der not-wendigen militärischen interoperabi-lität nicht zeitgemäß. Denn im einsatz operieren unsere streitkräfte, egal ob in regionalen konflikten oder im Fall der Landes- und Bündnisverteidigung, in der regel im rahmen der nato und eu gemeinsam. Deshalb brauchen wir eine stärkung von kooperationspro-grammen in europa.thomas Gottschild,Geschäftsführer der MBDa DeutschlandHHK 3/2017Europäischer Luft-Luft-Lenkflugkörper METEOR am EUROFIGHTER.Unter deutscher Führung beteiligen sich Frankreich, Großbritannien und Italien an der Entwicklung des Kleinflugkörpers ENFORCER.GastbeitragGasteditorial8vor ein paar tagen wurde die stiftung Filippas engel der Fürstenfamilie sayn-Wittgenstein-sayn mit dem Diplôme d’Honneur der stiftung Mérite européen für ihr herausragendes zivilgesellschaft-liche engagement für europa ausge-zeichnet. Vor 50 Jahren wurde die Luxemburger stiftung Mérite européen durch Francois Visine, einem leitenden französischen nato-Beamten, gegrün-det, der seiner Vision „europa muss eine real existierende Gemeinschaft, eine humanistische und offene Gemeinschaft bilden“ einen konkreten Handlungs-rahmen gab. es werden durch Mérite européen insbesondere Bürger und institutionen geehrt, die sich in außer- ordentlicher Weise ehrenamtlich und uneigennützig für das Zusammen- wachsen der Völker europas einsetzen.es ist äußerst erfreulich, dass der Hardt- höhenkurier das thema europa zum aufmacher der letzten ausgabe ge-macht und unter anderem auf die Be-wegung „pulse of europe“ hingewiesen hat. Jetzt ist der Zeitpunkt, aktiv zu werden! Mein eigener Blick auf europa hat verschiedene Facetten:Als Unternehmererfolgreiche unternehmerische tätigkeit, gerade über Grenzen hinweg, kann auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn ein für alle partner gemeinsames Wertesystem gelebt wird. Die kritiker europas sollten sich nicht dazu hinreißen lassen, etwa die europäische union (mit ihren für unternehmen zum teil zugegebener-maßen spürbaren bürokratischen aus-wüchsen) mit europa zu verwechseln! Wirtschaftliche aktivitäten profitieren von einem gemeinsamen europa. Wichtig ist, trotz Herausforderungen wie unterschiedliche sprachen und Mentalitäten, die Zusammenarbeit aus-zubauen, um den weltweit größten Markt zu nutzen und in der Weltwirt-schaft zu bestehen zu können!Als ReserveoffizierVor dem Hintergrund der heutigen Lage in und um europa ist auch dieses Zitat Visines hochaktuell: „Frieden wäre leichter möglich, wenn man die Mensch-heit dazu bewegen könnte, unterschied-liche ideen, sprachen, Zivilisationen, ethische Grundsätze und religionen zu achten.“ Das ist die Grundlage, auf der wir in der längsten Friedenszeit in unserer region leben durften. nicht erst seit den Veränderungen der allgemeinen sicher- heitslage und den absehbaren Verla-gerungen des engagements der us-amerikaner müssen die europäer ihren Gestaltungswillen hinsichtlich eigener Verteidigungs- und sicherheitsarchitek- turen verstärkt und beschleunigt um- setzen. Diese Veränderungen haben unmittelbare auswirkungen auf die Bundeswehr und ihrer Mitarbeiter/-innen – als aktive und in der reserve. Dabei sind sprachkenntnisse und der austausch mit anderen europäischen staaten ein schlüssel zum erfolg!Als überzeugter EuropäerFraglos sind die positiven entwicklun-gen eines gemeinsamen europas im privaten umfeld am ehesten sichtbar. aus städtepartnerschaften, die das Zu- sammenwachsen der Völker beschleunig- ten und das gegenseitige Verständnis erhöhten, ist bei den meisten jungen Menschen eine selbstverständlichkeit für europa erwachsen. sie beherrschen sprachen und reisen quer durch europa (meist ohne passkontrollen und mit einer Währung). Menschen, nicht Gesetze und Verordnungen, bringen Völker und Länder zusammen.Wegen der o.g. aspekte unterstützen wir als Gründer und präsidium des Mérite européen Freundes- und Förderkreises Deutschland mit unseren aktivitäten die idee eines Lebens in Frieden und Freiheit in europa. unser Motto lautet: europa wollen – seine probleme erkennen – für seine Verwirklichung handeln!Helfen auch sie mit und werden im rahmen ihrer Möglichkeiten aktiv: in ihren unternehmen und Behörden, in der Bundeswehr (ob als aktiver sol- dat/-in, als ziviler Mitarbeiter/-in oder in der reserve) oder als privatperson in Vereinen, Verbänden, Bewegungen oder bei Demonstrationen für europa.Wenn nicht jetzt, wann dann?Mit besten Grüßen aus Vallendar am rheinihr adolf t. schneidersCHneiDer + partnerEuropa wollen – seine Probleme erkennen – für seine Verwirklichung handelnHHK 3/2017Liebe Leserinnen und Leser,© M. Brand, Focus Fotostudio/Vallendar100 Jahre Verteidigungs- und Sicherheitselektronik unter einem Dach.www.hensoldt.netNext >