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Hardthöhenkurier 2/2014 Leseprobe

Streitkräftebasis Die Schule für Feldjäger und Stabsdienst der Bundeswehr 60 Keller: Speziell für den Bereich der Gewahrsamnahme wird an der SFJg/ StDstBw ein Lehrgang angeboten. Hier werden den Feldjägern Fertigkeiten im Rahmen der Dokumentation, Krisen- prävention und Situationsbewältigung im Umgang mit Gewahrsamspersonen vermittelt. Insbesondere die ständige Begleitung dieser Ausbildung durch einen Rechtslehrer unserer Schule unter- stützt die erforderliche Handlungs- sicherheit für unsere Feldjäger in dieser spezifischen Mission. Die Gerichtsverwertbarkeit im Umgang mit sichergestellten Untersuchungsgegen- ständen wird in der Mission ATALANTA grundsätzlich durch den Einsatz von Feld- jägern mit der Spezialisierung „Erheber und Ermittler“ gewährleistet. Diese Qualifizierung wird nach dem erfolgreichen Abschluss des entsprechenden Lehrgangs an unserer Schule erreicht. HHK: Welche Zielsetzung wird mit dem in der neuen Schulstruktur dargestellten Übungszentrum der Feldjägertruppe verfolgt? Keller: In der Streitkräftebasis ist für die Truppenschulen die zukünftige Inte- gration eines Übungszentrums für die jeweilige Truppengattung strukturell grundsätzlich bereits vorgesehen. Insbesondere vor dem Hintergrund der erweiterten Fähigkeitsanforderungen im Einsatz plant das KdoFJgBw, für die FJgTr ein zentrales Übungszentrum hier an der Schule einzurichten. Absicht ist es dabei, unsere hochmodernen Handlungstrainer, beste organisatorische Rahmenbedingungen und Übungsmöglichkeiten sowie die vorhandene Fachexpertise der Schule an einem Ort für die Truppenausbildung zu nutzen. Im Mittelpunkt der Aufgabenstellung für dieses Übungszentrum soll hierbei die Unterstützung bei der fachspezifischen einsatzvorbereitenden Ausbildung, von Einsatzübungen sowie bei Weiterbildungen zur Verbesserung der jeweiligen Einsatzteams stehen. Bei der Vorbereitung und Durchführung dieser Ausbildung können wir der Truppe fachlich beratend zur Seite stehen, zum Beispiel bei der Erarbeitung taktischer Übungslagen, bei der Organisation der Übungsleitung und der Auswertung sowie hinsichtlich einer optimierten Nutzung der Handlungstrainer. Durch die umfassend mögliche Unterstützung der Truppe durch die Schule wird so der Gedanke des „Dienstleisters“ konsequent weiter verfolgt. HHK: Herr Oberst, der Hardthöhen- kurier bedankt sich für das sehr informative Gespräch. Fotos: SFJg/StDstBw Unterstützung bei Erhebungen und Ermittlungen durch Feldjäger zum Beispiel bei Sprengstoffanschlägen, Spürhundeeinsätze und die Durchführung von Luftsicherheitsaufgaben sind seit Beginn der Mission konstant in einem hohen Umfang zusätzlich gefordert. Hinzu kommt die Notwendigkeit, die jeweiligen Kontingentführer i.E. auch bei allgemeinen Aufgaben im Einsatz, wie dem Überwachen von Marschwegen oder dem gesicherten Heranführen von Folge- kräften nach einer Gefechtshandlung um- fassend zu unterstützen. Das bezeichnet genau den Spagat zwischen dem Sicher- stellen von herkömmlichen militärpolizei- lichen Aufgaben bis hin zum kampfbereiten Soldaten. Diese Qualität zeichnet letztendlich den modernen „Einsatzfeld- jäger“ aus und dies muss sich auch in einer modernen Ausbildung widerspiegeln. In der so genannten EbFA – der „Einsatz- bezogenen Fachausbildung“ bereiten wir alle Soldaten der Feldjägertruppe unmittelbar vor Einsatzbeginn umfassend auf ihre militärpolizeilichen Aufgaben weitgehend unter den Rahmenbedingungen des spezifischen Einsatzes vor. Entsprechend der Vorgaben des Komman- do FJgBw unterliegt die EbFA einem ständigen Prozess der Weiterentwicklung, indem wesentliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus dem laufenden Einsatz unverzüglich in die Ausbildung bei uns an der Schule einfließen. Hier in Hannover an unserer Schule verfügen wir über eine sehr umfangreiche Ausbildungsinfrastruktur mit modernsten Handlungstrainern, so dass wir auch ausbildungsseitig die erweiter- ten Spezialisierungen abdecken können. HHK: Die deutsche Marine ist an der EU- Mission ATALANTA beteiligt und hat auch Feldjägerkräfte an Bord der seegehen- den Einheiten. Welche Aufgaben erfüllen die Feldjäger und haben sie Exekutivbefugnisse beispielsweise zur Festsetzung von Piraten im Indischen Ozean? Keller: Den ATALANTA-Einsatz unter- stützen die FJg aktuell mit einem Offizier und zwei Feldwebeln. Diese Soldaten wer- den für den Einsatz direkt dem Komman- dant des Schiffes unterstellt und unter- stützen diesen im Rahmen des ATALANTA Mandats bei der Ingewahrsamnahme von der Piraterie verdächtigen Personen. Da die Übergriffe auf die zivile Schifffahrt in der Regel in internationalen Gewässern durchgeführt werden, kann die Ingewahr- samnahme nur durch den Kommandan- ten des Schiffes der Bundesmarine gemäß der Seerechtsübereinkunft der Vereinten Nationen ausgesprochen werden. Nach der Aussprache der Ingewahrsamnahme wird die Obhutspflicht an die Feldjäger übertragen, jedoch bleibt der Kommandant des Schiffes jederzeit verantwortlich für alle der Piraterie verdächtigen Personen auf seinem Schiff. Auftrag der Feldjäger ist es hier, die Personen im Gewahrsam zu überwachen, zu schützen, zu versorgen sowie die Beweise der mutmaßlichen Piraterie aufzunehmen und gerichtsverwertbar festzuhalten. Hierbei muss beachtet werden, dass nicht nur deutsche Rechtsnormen, sondern auch die der internationalen Gerichtsbarkeit berücksichtigt und gewahrt werden muss. HHK: Wie gestaltet sich für derartige Einsätze die Ausbildung? HHK 2/2014 Das Stabsgebäude in der Emmich-Cambrai-Kaserne. Im Gespräch: Oberst Eckart Keller und HHK-Chefredakteur Jürgen K.G. Rosenthal


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